Was bedeutet individuelle Förderung bei Lilalu?
Jedes Kind soll sich mit seinen ganz eigenen Bedürfnissen, Interessen, Stärken und Schwächen in unser Projekt einbringen dürfen. Unser Leitgedanke ist Vielfalt als Normalität. Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche mit dieser Vielfalt aufwachsen und sie wertschätzen lernen. Dabei achten wir darauf, uns an den schon vorhandenen Stärken der Teilnehmenden zu orientieren: Wir setzen in jedem Workshop an den individuellen Kompetenzen an, so dass jedes Kind unabhängig von dem, was es kann oder nicht kann, im Workshop etwas Neues lernen und über sich hinauswachsen kann.
Wie wird diese Kompetenzorientierung umgesetzt?
Da passiert ganz viel am ersten Workshoptag, wenn alle das erste Mal aufeinandertreffen und die Workshopleitung und die Ferienbetreuenden kennenlernen: Im Laufe des Tages verschafft sich die Workshopleitung einen Überblick darüber, wo jedes einzelne Kind steht, was es schon kann und was es noch lernen möchte. Davon ausgehend wird im Lauf der Woche der Beitrag der Workshop-Gruppe für die Abschluss-Show entwickelt, bei der jedes Kind zeigen kann, was es gelernt hat. So studieren die einen zum Beispiel eine Purzelbaum-Choreographie ein, während die anderen Rückwärtssalto üben. Die Kinder tauschen sich in regelmäßigen Gesprächskreisen untereinander und mit den Betreuenden aus und bestimmen auch bei der Showgestaltung mit. Ein schüchternes Kind muss bei der Show nicht vorne stehen – kann aber, wenn es will.
Wie ist das mit Kindern mit Unterstützungsbedarf?
Wenn ein Kind eine Beeinträchtigung hat oder aus anderen Gründen mehr Unterstützung braucht, ist es wichtig, dass uns die Eltern frühzeitig informieren, damit wir uns bestmöglich auf seine Bedürfnisse einstellen können. Es geht ja darum, dass sich das Kind von Anfang an bei uns aufgehoben fühlt. Wir besprechen dann gemeinsam, welchen Unterstützungsbedarf das Kind hat und an welchem Workshop es teilnehmen kann.
An welchen Workshops können Kinder mit Beeinträchtigung teilnehmen?
Das hängt davon ab, was das Kind machen will, welchen Unterstützungsbedarf es hat und wo die Workshops stattfinden. So kann ein Kind, das auf einen Rollstuhl angewiesen ist, zum Beispiel bei Zauberei, Schauspiel, Graffiti, Cook Mal oder in der Kreativwerkstatt mitmachen. Im Sommer finden unsere Workshops auf dem (gekiesten) Lilalu-Gelände im Olympiapark Süd statt. Wir haben dort eine behindertengerechte Toilette und suchen bei Bedarf gemeinsam nach einer individuellen Möglichkeit, um die Zufahrt zum Gelände zu erleichtern. Und ein Kind mit einer Entwicklungsverzögerung kann im Einzelfall auch unabhängig von den regulären Altersgrenzen an einem Workshop teilnehmen.
Im Elterngespräch fragen wir immer die Bedürfnisse und Stärken des einzelnen Kindes ab und entwickeln gemeinsam eine Strategie, wie die Teilnahme an der Workshop-Woche oder am Workshop-Tag ablaufen kann. Eine 1:1-Betreuung können wir nicht stellen. Bei Bedarf kann aber natürlich gerne eine Begleitperson mitkommen. Wir suchen immer nach individuellen Lösungen. Das gilt zum Beispiel auch, wenn ein Kind ADHS hat: Dann besprechen wir, in welchen Bereichen das Kind Unterstützung braucht und wie wir diese gemeinschaftlich mit den Eltern stellen können.
Was nehmen die Kinder bei Lilalu für sich mit?
In unserem Ferienprogramm lernen die Teilnehmenden nicht nur die Fertigkeiten oder Techniken der jeweiligen Workshop-Disziplin. Sie erwerben im Lauf der Workshop-Woche auch viele soziale Kompetenzen: Sie lernen, sich in einer fremden Gruppe zurechtzufinden, schließen Freundschaften, lösen Konflikte, gewinnen Selbstvertrauen hinzu und haben Gelegenheit, über sich hinauszuwachsen, nicht zuletzt dadurch, dass sie bei der Show auf einer Bühne stehen. Am Ende haben sie oft etwas geschafft, das sie sich vorher nie zugetraut hätten. Und: Die Kinder lernen viel über Teamgeist. Sie erfahren, wie man sich gegenseitig unterstützen und was man gemeinsam schaffen kann. Wir schaffen für Kinder aus unterschiedlichsten Lebenswelten einen Begegnungsraum – und die Gelegenheit, ihre besonderen Fähigkeiten mit einzubringen und gemeinsam zu wachsen.